Bled, die Wocheiner Bahn und die Julischen Alpen
Uns war im Frühjahr nach viel frischer Luft, nach Wandern und Orte zu entdecken, die wir bisher höchstens vom hören kannten. Als wir durch die Julischen Alpen, die sich Italien und Slowenien teilen, hinunter gondeln wissen wir, das wir eine einmalige Gegend gefunden haben. Lichter besiedelt und größere Waldflächen verglichen mit anderen Alpen-Gebieten sowie die schroffen Berge machen aus den Julischen Alpen ein herausragendes Reiseziel für Bergsportler sowie für Romantiker.
Wir nehmen Quartier in Bled, einem alten Luftkurort, das wegen seines Klimas und seiner einzigartigen Lage weit über Europa hinaus bekannt ist. Die amerikanischen Geschäftspartner meines Freundes waren schon hier und wussten alle von Bled zu schwärmen, als er erwähnte, nach Slowenien zu fahren. Der Ort an einem kristallklaren Gletschersee gelegen, einer Insel mit einer Barockkirche, sowie dem markanten Felsen auf dem die Bleder Burg gebaut wurde, sie gilt als die älteste Burg Sloweniens, könnte sich kein romantischer Maler besser ausdenken – je nach Lichtverhältnissen verdient der Anblick gar die Bezeichnung „kitschig“.
Wir sind jedenfalls hingerissen und freuen uns über unser Glück, diesen Ort gefunden zu haben. Der See lässt sich innerhalb eines halben Tages gemütlich flanierend umrunden. Auf dem Rückweg entschieden wir uns – der Abwechslung-halber – uns mit den traditionellen Holzbooten fahren zu lassen. Die hier so bekannte Cremschnitte machte uns doch ein wenig träge…
Liebe Leserin, werter Leser, dies mag nach Heinz Erhardt Idyll klingen, ist es aber nur bedingt. Letztlich sind Bled und die Julischen Alpen viel mehr. Hier liegt ein zeitloser wie auch vielseitiger Reiseschatz, an dem vermutlich nahezu jeder seine Freude findet.
Ein Paradies zum einsamen Wandern – sowohl für Tages – als auch mehr Tagestouren – stellt der Triglav-Nationalpark (ca. eine halbe Stunde entfernt und hier wäre es zugegebenermaßen besser mit dem Auto unterwegs zu sein) dar. Übernachtungs- wie Einkehrmöglichkeiten, gibt es ausreichend. Wir bereuten, dass wir nicht mehr Zeit hier oben in den Bergen einplanten um in einer der Hütten zu übernachten. Die Hüttchen werden mit einfacher Ausstattung zur alleinigen Nutzung vermietet. Die Soca, deren Wasser smaragdgrün, lädt auch Anfänger zum Kayakfahren ein.
Mein Freund neckt mich und wünscht sich eine Seilbahn und größere Busparkplätze – doch ist genau die Abwesenheit dieser das wunderbare an dieser Gegend.
Der Kurort Bled
Bleds moderne Geschichte als Luftkurort begann 1858, als der Schweizer Arnold Rikli eine Naturheil-Klinik in Bled errichtete. Diese zog Gäste aus ganz Europa an. Ab dieser Zeit etwa entstanden ebenfalls zahlreiche Villen um den Bleder See, die unter anderem Industrielle als Feriendomizil bewohnten. Der Kurpark und zugehöriges Kurhaus entstanden um 1891.
Auch schon zu Zeiten der Habsburger wurde Veldes (der nicht mehr gebräuliche deutsche Name) als Kurort, aufgrund seiner Quellen, anerkannt. Mit dem Ende des Habsburger Reichs ging Bled schließlich ins Königreich Jugoslawien über, deren Königsfamilie 1920 Bled als Sitz ihrer Sommerresidenz wählte.
Sehens- & Wissenswertes
Der Triglav-Nationalpark
Der einzige Nationalpark Sloweniens, benannt nach dem höchsten Berg des Landes (Triglav, 2864 m) bietet unzählige Wandermöglichkeiten auf ausgeschilderten Pfaden sowie Klettersteige. Vom Parkplatz Planina Blato, eine halbe Stunde von Bled entfernt, lassen sich verschiedene Touren beginnen – wie die Most na Soči, eine beliebte Tour durch das Tal der sieben Seen. Wir unternehmen zwei Eintages-Touren. Beide genossen wir ungemein. Sehen Sie selbst…
- Informationen finden sich auf der Website des Parks.
- Hütten lassen sich über den slowenischen Alpenverein buchen.
Rund um die Julischen Alpen
Huldigt man dem Outdoor-Sport, so ist es in einigen Fällen ratsam auf ein Auto zurückzugreifen. Dennoch sind die Julischen Alpen auch mit dem Zug ein äußerst attraktives Reiseziel. Die Hauptstadt Ljubljana ist lediglich eine anderthalb-stündige Zugfahrt entfernt. Zagreb ist von Jesenice aus in guten drei Stunden erreichbar. So lässt sich ein Zwischenstopp in Bled beziehungsweise in den Julischen Alpen mühelos in größere Balkanrundreisen einbinden. Von Zagreb aus sind sowohl die Strecke nach Belgrad als auch nach Split sehr empfehlenswert.
Die Julischen Alpen sind auch mit dem Zug ein attraktives Reiseziel.
Das Soca-Tal ist ein Traum. Das smaragdgrüne Wasser, sanfte Flussströmungen und eine atemberaubende Kulisse sind die besten Vorraussetzungen am Kayakfahren Freude zu finden. Wir blieben jedoch an Land und unternahmen noch einen Abstecher nach Ljubljana.
Hotel Vila Bled
Ein Schmankerl zum Schluss: für den Geschichtlich interessierten Nostalgie-Reisenden ist dieses Hotel ein Höhepunkt.
Das Hotel Vila Bled war die einstige Sommerresidenz und das Gästehaus von Josip Broz – besser bekannt als Tito. Die Liste der Staatsgäste und vormaligen Staatslenker, die hier nächtigten ist lang. Unter ihnen der äthiopischen Kaiser Haile Selassie, der ägyptische Staatspräsident Gamal Abdel Nasser, die indischen Premierminister Pandith Nehru und Tochter Indira Gandhi und etliche weitere ehrbare als auch weniger rühmliche Staatsmänner, u.a. der sambische Präsident Kenneth Kaunda, „der Schlächter von Zentralafrika“ Jean-Bédel Bokassa, sowie der nordkoreanische Diktator Kim Il Sung. Mittlerweile ist das Hotel im Besitz des slowenischen Staats.
Ein Kurztrip mit der Wocheiner Bahn
Mit der Wocheiner Bahn waren wir einen vergnüglichen Nachmittag unterwegs. Führt man sich jedoch vor Augen, dass diese pittoreske Strecke von Jesenice bis Triest Anfang des 20. Jahrhunderts als das südlichste Teilstück der Verbindung Mitteleuropas ans Mittelmeer und letztlich als Handels-Anbindung hin zum Suez-Kanal errichtet wurde, so kommt einem die eigene Vergnügungsfahrt doch sehr putzig vor, und die Sehnsucht nach ernsthaften Reiseabenteuer wird unfreiwillig geweckt.
In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts verfolgte das Kaiserreich Österreich-Ungarn den Bau einer zusätzlichen Trasse (neben der Südbahn über den Semmering) nach Triest um dem wachsenden Handelsverkehr gerecht zu werden. 1906 dann wurde die Wocheiner Bahn in Betrieb genommen. Die Strecke beansprucht nicht nur den längsten Tunnel Sloweniens, dem Wocheiner Tunnel sondern auch die größte gemauerte Eisenbahnbrücke der Welt, der Salcanobrücke bei Solkan.
Wir stiegen in Bled in die Dieselbetriebenen Regionalzug ein und sind von ein paar wenigen Pendlern und Ausflüglern umgeben. Gemächlich fahren wir entlang der Julischen Alpen und der Soca. An den vielzähligen Bahnhöfen beobachten wir mit Neugierde die wenigen Ein- und Aussteigenden. Am Zugfenster ziehen beschauliche Dörfchen, Bahnstationen, die von besseren Zeit berichten können, und die natürlichen Berghänge der Oberkrain vorbei. Leider schaffen wir es nicht bis Triest, um am gleichen Abend wieder zurück in Bled zu sein. Wir nehmen die Strecke jedoch tief in unsere Träume europäischer Zugreisen auf.